Der kauf eines neuen Netzteils sollte von vier Fragen begleitet werden:
1. Wie viel Watt an Leistung muss das Netzteil liefern?
2. Lege ich Wert auf eine hohe Leistungseffizienz? falls „Ja“ wie effizient soll es werden?
3. Möchte ich ein modulares oder non-modulares Setting?
4. Welches Budget lässt mein Portmonee zu?
Habt ihr diese Fragen für euch beantwortet und ihr fangt mit der Internetrecherche an, so werdet ihr im Laufe dessen sicherlich auf die Hersteller Enermax und LEPA aufmerksam, da sie für den Endverbraucher Netzteile zu besonders guten Konditionen anbieten.
Wir von Hardware Inside möchten euch heute eines dieser Netzteile vorstellen und herausarbeiten, welche Erwartungen ihr an ein „Low-Budget“-Produkt von LEPA stellen könnt.
Wie ihr sicherlich schon in der Überschrift vermerken konntet, wird es sich im weiteren Verlauf dieses Reviews um das LEPA MX-F1 in der 600W-Kategorie drehen. Des weiteren ist jenes Netzteil auch in den Ausführungen 400W und 500W erhältlich und ist zu einem Straßenpreis von etwa 41€ zu erstehen, was preislich gesehen für die Geldbörse eine echte Wohltat darstellt.
Nun möchten wir und herzlichst bei LEPA für das Testsample bedanken. Wir erfreuen uns an der ausgezeichneten Kooperation und erhoffen uns weitere Jahre in fruchtbarer Zusammenarbeit.
Autor: Phil
Verpackung und Lieferumfang
Die Verpackung des MX-F1 ist im Gegensatz zu den meisten anderen Designs in einem durchgehend Weißton gehalten und mit schwarzen Details kontrastiert, welche im Gesamtbild an eine Rennflagge erinnern. Auf der Verpackungsfront erblicken wir sofort die wichtigsten und für den Kauf entscheidenden Produktmerkmale: „Protection Circuit“, „120mm Silent Fan“ und „PCI-E 6+2 pin“. Drehen wir das Paket auf die Rückseite, können wir ihr neben Spezifikationstabelle und Feature-Einsichten auch eine Kabelauflistung erblicken. Die Spezifikationstabelle gibt uns zum Einen eine Übersicht über das AC Input Voltage im Vergleich zu den kleinen Geschwistern und zum anderen eine ausführliche Auflistung der DC Outputs. Nebenstehend liefert uns die Verpackung eine bildhafte Übersicht über die Anzahl der mitgelieferten Verbindungskabel. Die Aufmachung der Verpackung ist LEPA sehr gut gelungen und ist in Wort und Bild durchgehend intuitiv gestaltet, was sehr Einsteigern zugute kommt.
Der Inhalt der Verpackung lässt sich mit einem Wort beschreiben: „Aufgeräumt“ lautet das Stichwort. An oberster Stelle erblicken wir das mehrsprachige Benutzerhandbuch, welches wir erst einmal beiseite legen; unerfahrenen Nutzer in diesem Bereich empfehlen wir jedoch unbedingt einen ausführlichen Blick ins Handbuch zu werfen. Nun liegt das Netzteil verpackt in Luftposterfolie vor uns. Umgeben davon ist das Netzteil in der Verpackung gut vor Stößen geschützt. Innerhalb dieser Pappkartons befinden sich selbstverständlich die auf der Rückseite der Verpackung beschriebenen Kabel. Vier silberne Montageschrauben und der Kaltnetzstecker sind neben dem Netzteil in der Verpackung enthalten. LEPA verzichtet auf vermeidlichen Schnickschnak wie Klettverbinder, Aufkleber oder Beutel und liefert ein puristisches Set ab.
In der nachstehenden Tabelle über die technischen Daten wird zusätzlich geschildert, welche Kabel mit im Lieferumfang enthalten sind.
Detailansicht
Da es sich beim MX-F1 um ein NON-Modulares Netzteil handelt, habt ihr keine Möglichkeit, nicht verwendete Kabel wegzulassen. Dem Netzteil entspringt ein Kabelbaum, welcher in zwei „Leiterbahnen“ eingeteilt ist: Die gesleevten Kabel sind absolute Pflicht, da sie das Netzteil und den Prozessor mit Strom versorgen. Alle weiteren Kabel sind in sich sehr verworren, da die einzelnen Stränge nicht voneinander abgekapselt wurden. Es ist schon recht mühsam an der Wurzel des Baumes die einzelnen Kabelstränge ihren Steckern nach zu sortieren. Die interne Verworrenheit der einzelnen 26 Kabel ist einfach zu ausgeprägt. Lediglich der GPU-Strang ließ sich von den anderen Strängen differenzieren.
Positiv anzumerken sind jedoch die beiden gesleevten Stränge, welche sehr sauber verarbeitet wurden und die Stecker der CPU, GPU und des Hauptstromsteckers. Jene Pin-Sets lassen sich sehr zuverlässig zusammenschieben und bleiben in fester Position. So wird aus dem 6+2 Pin Anschluss leicht ein 8 Pin und aus dem 4+4 Pin ebenfalls ein 8 Pin Stecker. Dieses System funktioniert zuverlässig. Das GPU-Kabel hat eine Erweiterung um zusätzlich 6+2 Pins, was es uns möglich macht bis zu zwei Grafikkarten anzuschließen und kommt auf eine Länge von 55cm. Beispielsweise benötigt eine übertaktete GTX1070 einen 8-Pin-Stecker, eine übertaktete GTX1080 kommt auf 8+6-PIN-Stecker und eine RX480 kommt auf 6-Pin’s. Das bedeutet für euch, egal welche Vorlieben ihr in Sachen Grafikkarte habt, seid ihr mit der Kabellösung von LEPA auf der richtigen Seite. Und gerade Anfänger werden durch diese Lösung, zwei Grafikkarten mit nur einem Kabel anschließen zu können, nicht verwirrt.
Das CPU-Kabel weist eine Länge von 60cm auf. Eine 8-Pin Konfiguration unterstützt Zwei-Socket Server/Workstation Systeme und einige Ein-Socket PC-Systeme. Exemplarisch dafür ließen sich Mainboards mit X99, AM3+, Z170 Chipsatz anführen. Die 4-Pin Konfiguration unterstützt die meisten ATX-Systeme im niedrigeren Preissegment wie Mainboards mit Chipsatz B150, welche allmählich „aussterben“ Hervorzuheben ist, dass ihr auf alle Fälle mit der Lösung von LEPA all eure Mainboards anschließen könnt. Ein angenehmes Feature sind dabei die beiden Klipp-Haken, welche die 4+4 Konfiguration sicher und unbeschwerlich für den Einbau zusammenhalten. Nun begegnet uns das 24-Pin Mainboard-Kabel. In dieser Konfiguration unterstützt es neuste ATX PC-Generationen und Zwei-Socket Server-/Workstationboards. Aber auch ältere Mainboards ab 2011 oder früher unterstützen diese Konfiguration. Dieses Kabel ist 50cm lang. Die SATA-Stecker sind leider nicht angewinkelt und warten mit einer Länge von 45cm + 3x15cm auf. Nun bleiben nur noch die Kabelstränge der Molexstecker zu erwähnen. Mit Molexsteckern könnt ihr Laufwerke oder Lüfter mit Strom versorgen, obwohl sie kaum noch genutzt werden, sind sie eine Allround-Lösung, da im Fachhandel Molex-Adapter für jegliche Zweke angeboten werden. Dieses Kabel ist 45cm + 2x15cm lang und weist die Besonderheit auf, dass an einem der beiden Stränge ein Floppy-Laufwerk-Stecker angebracht wurde.
Auffällig bei fast allen mitgelieferten Kabeln ist, dass diese nicht gesleevt sind, sondern in einzelner Form das Netzteil verlassen. Daraus entstehen Vor- aber auch Nachteile. Ein Vorteil ist selbstverständlich, dass wir das Kabelmanagement auf der Gehäuserückseite sehr flexibel gestalten könnten, andererseits sind Einzelkabel sehr unübersichtlich und lassen sich nur mit großer Mühe und Geschick in ein geordnetes System integrieren.
Kommen wir nun zu der Verarbeitung und Materialwahl des PSU itself und schauen uns das Netzteil von außen an:
Das Außenblech ist seidenmatt-weiß ohne LEPA-Logo und illustriert auch hier wieder die Rennflaggen-Muster. Die Verarbeitung und Materialwahl ist wertig, obwohl wir an einigen, vorwiegend überdeckten stellen Lackierungsfehler erkennen. Alle sichtbaren Stellen sind jedoch schön gleichmäßig lackiert. Der 120mm Lüfter kommt augenscheinlich nicht aus der eigenen Produktfamilie. Für den Fall der Fälle lässt sich der Lüfter auch gegen einen anderen Lüfter ersetzen, solange dieser den Maßen entspricht. Angeschlossen wird er nämlich über einen einfachen 2Pin Lüfteranschluss an der Hauptplatine des Netzteils.
Von den Bauteilen her unterscheidet es sich nicht großartig von anderen Herstellern, die alle mittlerweile nahezu die gleichen Komponenten verwenden. Beispielsweise werden die Kondensatoren auf den sekundären und primären Phasen mit Japanischen 105° Kondensatoren hochgelobt, was jedoch nur „Geschwärme“ darstellt. Immerhin werden sie diese Temperatur niemals erreichen. Letztendlich zählt die Leistung: Der größte Kondensator liefert 420V und 560F, was in aller Regel von allen anderen Mitkonkurenten genutzt wird. Die Kühlkörper ragen alle etwa auf der Höhe des großen Transformators und Kondensators empor. Sie sind sehr schmal gehalten und aus Aluminium, da der 120mm Lüfter potent die Hitze aus dem Netzteil ziehen muss. Die Kupferspulen aber auch die Transformatoren sind teilweise stark isoliert, das beugt dem Spulenfiepen vor. Obwohl dies sich nur nach Kleinigkeiten anhört ist es umso lobenswerter, dass LEPA sich mit der Optimierung mühe gibt und im Interesse des Endverbrauchers seine Produkte immer weiter verbessert. Unterschiede zu höherpreisigen Netzteilen bei den einzelnen Kupferspulen sind nicht zu erkennen, jedoch haben wir in der Redaktion schon Netzteile reviewen dürfen, welche einen dritten Kondensator aufweisen, siehe Enermax Revolution X’t II.
Praxistest
Im Praxistest haben wir zwischen drei Szenarien unterschieden:
In der Idle, bei halber Computerauslastung und bei voller Computerauslastung haben wir die Temperatur (°C) direkt am Netzteil gemessen und diese der Effizienz des Netzteils zugeordnet. Die Effizienz ergibt sich aus der tatsächlich genutzten Leistung (lässt sich durch verschiedene Tools überprüfen, wobei viele Tools die benötigte Leistung „nur“ schätzen) und der Leistung, die aus der Steckdose gezogen wird. Aus der Differenz lässt sich die Effizienz ermitteln. So läuft das Netzteil etwa bei 52°C wobei die Effizienz bei einer „mittleren“ Auslastung am höchsten ausfällt. Die Werte liegen bei Höchstens 85%. In Zuge dessen werden auch Effizienzergebnisse von 80% erreicht. Ob euch dies persönlich reicht, möchten wir anhand eines Rechenexemples aufzeigen:
nehmen wir an, ihr zockt eine Stunde am Tag und bringt euren Computer auf 85% Effizienz, zieht dieser anstatt 550W Strom (die er verbraucht), 647W aus der Steckdose.
Ein Netzteil mit 94% Effizienz würde der Steckdose 579W entnehmen. Aus der Differenz der verschieden effizienten Netzteile entsteht der „Mehrverbrauch pro Stunde“.
Der Preis pro Kilowattstunde liegt etwa bei 23,79ct. Somit würde euch dieses Netzteil pro Jahr bei einer Stunde Laufzeit etwa 6€ mehr kosten.
Nun könnt ihr euch selbst ausrechnen wie viele Stunden ihr am Tag zockt und multipliziert diese Zahl mit 6€. Das Ergebnis ist die Summe, welche ihr sparen könntet, wenn ihr zu einem Netzteil mit 94% Effizienz greifen würdet. Daraus könnt ihr nun schlussfolgern ob sich der niedrige Einkaufspreis von 41€ lohnt, oder ob sich die Anschaffung eines effizienten Netzteils innerhalb eines oder zwei Jahren aromatisiert.
Noch ein paar wenige Worte zum Einbau:
Obwohl das Netzteil sehr schnell nach dem Einschrauben von vier Schrauben montiert ist, fällt es jedoch schwerer die gebündelten Kabel in einem ordentlichen Bild erscheinen zu lassen. Unser Test-PC benötigt unterdessen lediglich zwei SATA-Kabel neben CPU, GPU und Hauptstrom. Dies führt dazu, dass drei der längsten Kabelbündel im Gehäuse „versteckt“ werden müssen, was in Folge dessen das Gesamtbild des Rechner-Innenlebens zerstört. Habt ihr jedoch ein vollisoliertes und geschlossenes System, sollte dieser „Kabelsalat“ nicht als Negativpunkt ausgelegt werden.
Fazit
Das LEPA MX-F1 gehört definitiv zu den Einsteiger- und Low-Budget-Netzteilen. Dementsprechend sollte auch die individuelle Erwartungshaltung ausfallen und keine Wunder erwartet werden. Wirklich beachtlich ist der Preis und die Qualität im Bezug auf Kosten-Nutzen. Zwar ist das Blech recht dünn und das Kabelsalat allgegenwärtig, trotzdem ist die verbaute Elektronik kein Abfall, im Gegenteil finden wir viele Teile, welche auch in höherwertigen Netzteilen verbaut sind wieder. Das Design hebt sich ebenfalls von der breiten Masse ab und ist definitiv ansehnlich. Die Effizienz ist zwar gering, jedoch lässt sich bei dem niedrigen Preis kaum eine Amortisierung durch ein effizienteres Netzteil erreichen und wenn, dann erst nach 2,5 Jahren und einem täglichen betrieb von 7 Stunden.
Wir legen dieses Netzteil ganz besonders den Usern ans Herz, welche ein geschlossenes System besitzen oder bauen möchten und sich nicht auf ordentliches Kabelmanagement versteifen und auch denjenigen die viel Leistung zu geringen Konditionen erwerben möchten.
All denjenigen unter euch, die überspitzt ausgedrückt ein Gehäuse aus Glas besitzen, Kabelfetischisten sind, Weltretter und Stromsparer sein mögen, denen raten wir guten Gewissens das Schwesterprodukt von Enermax zu einem ebenfalls sehr guten Preis-Leistungsverhältnis.
Zusammengefasst ergeben sich daraus die folgenden Argumente für oder gegen den Kauf:
Pro:
+ Preis
+ Lautstärke
+ Temperaturentwicklung
+ Verpackung, Benutzerhandbuch und Kartonage durchdacht
Kontra:
– Kabelmanagement kann zur Nervenprobe werden
– wenige Hardware- und Softwarefeatures
– Kabel, Stecker und Büchsen könnten hochwertiger verarbeitet sein
– Geringe Effizienz
– keine zusammengefassten Kabelstränge bis auf 24Pin und CPU
Aus diesen Gründen vergeben wir eine Gesamtnote von 6,9 von 10 Punkten.
Das verdient auf alle Fälle unseren Preis-/Leistungs Award und zieht nur sehr sehr knapp an unserem Bronze-Award vorbei, denn dazu hätten die einzelnen Kabel zusammengefasst werden müssen. Doch dafür, dass das Netzteil so gut wie nie hörbar ist vergeben wir eine zweite Auszeichnung in Form des Silent-Awards.