Nachdem AMD bereits das Top-Modell RX 480 und die kleinere RX 470 aus seiner neuen Grafikkartenserie veröffentlicht hat, ist inzwischen auch die kleine RX 460 verfügbar. Sie verspricht brauchbare Spiele-Performance für den Einsteiger-Bereich ab 100€. Mit an Bord sind natürlich Unterstützung für DirectX12 und AMDs FreeSync-Technologie und auch die kommende HDR-Farbwiedergabe auf Monitoren wird unterstützt.
Heute sehen wir uns ein übertaktetes Custom Design dieser Karte an, namentlich die Sapphire Nitro Radeon RX 460 OC mit 4GB GDDR5-Speicher. Ob die Karte ihre 140€ wert ist, und ob sie wie beworben AAA-Spiele in 1080p bewältigen kann, klären wir im nachfolgenden Test. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Für die freundliche Bereitstellung des Testsamples geht unser besonderer Dank an AMD. Wir hoffen auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit.
Verpackung und technische Daten
Verpackung außen:
Sapphire verpackt seine Nitro Radeon RX 460 in einen kompakten schwarzen Karton mit AMDs typischen Rot-Akzenten. Die Front ziert eine futuristische Render-Grafik und es finden sich neben der Produktbezeichnung noch Hinweise auf die Übertaktung, sowie Support von HDR, FreeSync, DirectX12 und die verwendete FinFET 14 Technologie. Auf der Rückseite findet sich eine Werbetext für Sapphires NITRO-Produktlinie und die besondere Eignung für MMO-Spiele wie Counter Strike: GO oder League of Legends. Außerdem noch eine längere Stichpunkt-Liste der verwendeten Technologien. Seitlich auf der Packung finden sich die Minimalvorraussetzungen für unterstützte PCs und die angebotenen Grafikausgänge. Angaben zu den gesteigerten Taktraten sucht man aber vergeblich.
Verpackung innen:
Das Innenleben ist zusätzlich in einen stabilen braunen Pappkarton verpackt. In diesem findet sich die Grafikkarte in einer antistatischen Schutztüte und außerdem eine Treiber-CD, eine Kurzanleitung und die Garantiebestimmungen. Echtes Zubehör und Goodies sucht man vergeblich. Das ist bei einer Grafikkarte im Einsteigersegment aber auch nicht anders zu erwarten.
Technische Daten:
GPU: 896 Streaming-Prozessoren, 1175 MHz Takt (1250 MHz Bosst), 14nm Strukturbreite
Speicher: 4069MB GDDR5-Speicher, 1750MHz, 128bit Speicher-Bus
Interface: PCI-Express 3.0
Anschlüsse: 1x DL-DVI-D, 1x HDMI 2.0b, 1x DisplayPort 1.4 (3 Monitore parallel möglich)
Maße: 221x123x38mm
Leistungsaufnahme: 75W
Erster Eindruck
Merkmale:
Die Sapphire Nitro Radeon RX 460 fällt mit ihren 22cm Länge ziemlich kompakt aus und eignet sich somit auch für kleine Gehäuse. An ihrem Interface finden sich die drei gängigsten Monitor-Anschlüsse DL-DVI, HDMI 2.0b und DisplayPort 1.4, mit denen per AMD Eyefinity auch drei Monitore gleichzeitig betrieben werden können. Der PCIe 3.0-Bus am unteren Ende hat aus Stabilitätsgründen die vollen x16-Breite, allerdings ist er nur zur Hälfte mit Kontakten bestückt, also effektiv ein x8. Das ist bei so einer schmalen Karte aber vertretbar. Anders als beim Referenzdesign der RX 460, der die Stromversorgung über den PCIe-Slot genügt, findet sich am hinteren Ende der Karte ein 6pol-Stromanschluss. Wer diese Karte verbauen möchte, braucht also einen entsprechenden Stecker an seinem Netzteil.
Innenleben:
Im Inneren der Karte werkelt der neue Polaris 11-Chip, der kleine Bruder vom größeren Polaris 10, der sich in Radeon RX 470 und 480 wiederfindet. Der Polaris 11-Chip ist neben der Verwendung in der RX 460 hauptsächlich zur mobilen Anwendung gedacht und verfügt hier über lediglich 14 CUs mit jeweils 64 Shader-Einheiten. Der Basis-Takt beträgt 1090 MHz und der Boost-Takt wurde von Sapphire von 1200MHz auf 1250 MHz angehoben. Die RX 460 ist mit 2GB oder 4GB GDDR5-Speicher verfügbar, wobei unsere Variante mit 4GB ausgestattet ist. Dieser verfügt über ein 128Bit-Speicher-Interface und Taktet ab Werk mit 1750 MHz.
Kühler:
Trotz ihres geringen Preises verfügt die Karte über einen Custom-Kühler mit zwei großen 90mm Axiallüftern, die eine etwas entspanntere Geräuschentwicklung als beim recht lauten Referenzdesign versprechen. Die Lüfter können bei Beschädigung sogar über ein einfaches Klicksystem ausgetauscht werden. Dem Gehäuse des Kühlkörpers merkt man den geringen Preis aber auch an. Die Optik ist noch ganz in Ordnung aber beim Anfassen wackelt und knartscht er hier und da. Zur Aufwertung der Optik hat das PCB ein durchscheinendes Nitro-Logo mit LED-Beleuchtung spendiert bekommen.
Praxis
Einbau:
Die RX 460 funktioniert nach dem Einbau einwandfrei und die Beleuchtung springt an. Hier hat sich Sapphire eine kleine Sparmaßnahme erlaubt, indem die blauen LEDs die Lüfter nach unten hin beleuchten und nach oben hin durch das gelb-transparente Logo einen grünen Schein erzeugen. Letzterer ist aber leider sehr ungleichmäßig.
Software:
Die RX 460 unterstützt selbstverständlich AMDs neusten Crimson-Treiber in der Version 16.10.1. Die überarbeitete GUI können wir gar nicht genug loben und sie verhält sich gewohnt übersichtlich und performant. Außerdem bietet Sapphire auf der Herstellerwebsite das Tool TRIXX 6.1.0 beta zum Download an, mit dem die Grafikkarte weiter übertaktet werden kann. Außerdem bietet sie eine Verwaltung für OC-Profile und eine Steuerung der Grafikkartenlüfter, ist aber leider nicht wirklich übersichtlich.
Benchmarks:
Im praktischen Test haben wir die Karte zunächst in einem High-End-Rechner verbaut, um limitierende Faktoren auszuschließen und einige Grafikbenchmarks durchgeführt. Anschließend haben wir die Karte in einem Budget-PC verbaut, um auszutesten, ob sie wie versprochen beliebte MMOs in Full-HD mit hohen Settings bewältigen kann.
Benchmark-PC:
- CPU: Intel Core i7 6700K
- Mainboard: Asus MAXIMUS VIII Extreme
- RAM: Adata XPG 2x8GB DDR4 2400MHz
- Grafikkarte: Sapphire Nitro Radeon RX 460
- SSD: Samsung 850 Evo 250GB
- Netzteil: be quiet! Dark Power Pro P10 650W
- OS: Windows 10 64bit Anniversary Edition
3D Mark:
In dem beliebten Norm-Benchmark werden vorgegebene 3D-Szenen gerendert. Sowohl im normalen Firestrike-Benchmark als auch im brandneuen DX12-Benchmark Timespy schafft die RX 460 keine flüssigen Frame-Raten. Das ist aber nicht weiter verwunderlich, da beide über den Leistungsaufwand der meisten AAA-Spiele hinausgehen. Im Vergleich zu einer deutlich potenteren GTX980 ist der Unterschied spürbar, da diese das 2,5-fache des Firestrike-Grafikscore 5963 der RX 460 liefert. Beim Timespy-Grafikscore 1843 der RX 460 sieht der Vergleich ähnlich aus.
Spiele-Benchmarks:
Mit The Witcher 3: Blood and Wine sowie Rise of the Tomb Raider muss sich die RX 460 an zwei aktuellen Grafikkrachern messen. Auf unserer 2-Minuten-Tour durch The Witcher 3 mit 1080p und Ultra-Preset ohne Hairworks liefert die RX 460 mit 33FPS ein gerade so spielbares Erlebnis ab. Die Framerate bricht aber gelegentlich auf 24FPS ein und macht nicht wirklich Spaß. Das Preset „Mittel“ liefert hier schon deutlich spielbarere 40-50FPS. Eine GTX980 schafft im Vergleich auf Ultra 75FPS. Im neuen Ableger der Tomb Raider Reihe schafft die RX 460 auf 1080p mit Ultra-Preset und SSAO x1 durchschnittlich gerade so spielbare 32FPS. Auch hier verhilft die Umstellung auf ein niedrigeres Grafik-Preset zu deutlich mehr Spielspaß. Eine GTX980 erreicht in dem Benchmark im Schnitt 73FPS. Insgesamt sind wir von der kleinen RX 460 beeindruckt. Sie schafft wie versprochen AAA-Spiele auf 1080p-Auflösung, zwar nicht unbedingt auf maximalen aber immerhin auf mittleren Einstellungen flüssig darzustellen. Für Spieler mit höher auflösenderen Monitoren oder VR-Brillen reicht die Leistung aber nicht.
Lautstärke:
Im Idle verbreitet die Sapphire Nitro RX 460 mit ihren stehenden Lüftern absolute Ruhe. Sobald 3D-Last entsteht, springen die beiden an. Besonders unter hoher Last werden sie wahrnehmbar laut. Es ist besser als beim Referenzdesign, aber leider dennoch störend.
Leistungsaufnahme:
Im Idle lässt sich beim Verbrauch mit oder ohne RX 460 kein Unterschied feststellen. Unter Volllast mit FurMark klettert die Leistungsaufnahme um 80W im Vergleich zum PC ohne dedizierte GPU.
Budget-PC:
- CPU: AMD A10-7860K
- Mainboard: Asus A68HM-PLUS
- RAM: 16GB-Kit G.Skill RipJaws-X PC3-10667U CL9
- SSD: 120GB Samsung Evo 850
Dieser PC mit 100€-CPU stellt ein realistisches Einsatzszenario für die RX 460 dar. Im Test haben wir beliebte Spiele mit geringeren Leistungsansprüchen wie Counter Strike: GO, League of Legends und DOTA 2. Hier schafft die RX 460 maximale Einstellungen bei 1080p ohne ins Schwitzen zu kommen. In Couter Strike GO: beobachten wir 100-150FPS und bei den beiden MOBAs zeichnet sich das gleiche Bild. Liebhaber dieser Spiele können bedenkenlos zur RX 460 greifen.
Fazit
Die neue RX 460 von AMD bietet ein brauchbares Spieleerlebnis für 100€ aufwärts. Wer etwas weiter in die Zukunft denkt, sollte für 20€ mehr zur 4GB-Variante greifen. Aktuelle AAA-Spiele laufen wie versprochen flüssig mit mittleren Einstellungen auf 1080p und weniger anspruchsvolle MOBAs knacken auf maximalen Einstellungen problemlos die 100FPS-Marke. Leistungstechnisch schlägt die RX 460 die etwas teurere GTX950 von Nvidia und bleibt knapp hinter der spürbar teureren GTX960 zurück. Bleibt nur abzuwarten, wie sich Nvidias kommende Budget-Karte GTX1050 einordnet.
Als Nachteil unserer Sapphire Nitro RX 460 ist neben dem etwas billig wirkenden Kühleraufbau besonders die trotz Dual-Lüfter hörbare Betriebslautstärke unter Last zu nennen.
Insgesamt stellt die Sapphire Nitro RX 460 mit ihrer Leistung für den günstigen Preis von 140€ zufrieden. Daher verleihen wir unseren Bronze- und Preis-Leistungs-Award. Preisbewusste Spieler können hier gerne zuschlagen. Nutzer von Auflösungen jenseits Full-HD oder VR-Brillen sollten allerdings zu einem teureren Modell greifen.
Pro:
+ sehr günstig
+ schafft AAA-Spiele in 1080p (aber nicht auf höchsten Einstellungen)
+ 4GB Grafikspeicher
Contra:
– nicht für Auflösungen größer 1080p oder VR zu empfehlen
– wird mit zukünftigen AAA-Titeln schnell Probleme kriegen
– benötigt 6pin-PCIe-Stromkabel
– hörbar laut
– Kühler knartscht
Score: 6,8/10
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