Nachdem wir bereits zwei Monitore von ViewSonic im Test hatten, testen wir heute zum ersten Mal einen Beamer. Während die ersten bezahlbaren Heimprojektoren vor ein paar Jahren noch in aller Munde waren, ist es heutzutage verhältnismäßig ruhig um das Thema geworden. Nichts desto trotz wollen wir uns mal anschauen, wie sich ein HD-Beamer der neusten Generation in den eigenen vier Wänden macht.
Dazu haben wir uns den ViewSonic PJD7720HD mal genauer angeschaut und einige Wochen ausprobiert. Der amerikanische Hersteller spendiert dem kompakten Beamer eine Full-HD-Auflösung, zwei HDMI-Eingänge, 3D-Wiedergabe, einen integrierten Lautsprecher und eine programmierbare Fernbedienung. Ob der PJD7720HD seine 500€ Straßenpreis wert ist und wie er das Multimedia-Erlebnis zu Hause bereichert, lest ihr auf den nachfolgenden Seiten.
Für die freundliche Bereitstellung des Testsamples und das uns entgegengebrachte Vertrauen möchten wir uns herzlich bei ViewSonic bedanken. Wir hoffen auf eine weiterhin freundschaftliche und ergiebige Zusammenarbeit.
Packung / Inhalt / Daten
Geliefert bekommt man den PJD7720HD in einem überraschend kleinen Karton. Dieser ist in roter Akzentfarbe auf braunem Grund bedruckt und zeigt auf Vorder- und Rückseite das ViewSonic-Logo mit den drei Prachtfinken und dazu die Modellbezeichnung und wichtige Features. Dazu zählen die DLP-Technologie von Texas Instruments, Full-HD-Auflösung, 3D-BluRay-Unterstützung, der integrierte Lautsprecher und die zwei HDMI-Ports. Links unten findet sich noch eine kleine Skizze des Beamers. Lieferumfang und Abmessungen sind nur ganz klein auf einem seitlichen Aufkleber zu finden. Trennt man den Klebestreifen an der Karton-Oberseite auf, lässt sich der Deckel aufklappen und der Inhalt kommt zum Vorschein.
Im Inneren ist der Beamer selbst in einer schützenden Tüte und einem äußeren Schaumstoff-Skelett aufbewahrt. Daneben finden sich die Fernbedienung mit zwei AAA-Batterien und zwei Kaltgeräte-Kabel, eins für deutsche und eins für amerikanische Steckdosen. Des Weiteren sind eine Schnellanleitung und eine Installations-CD mit Einrichtungsprogramm und PDF-Anleitung vorhanden.
Daten:
- Auflösung: 1920×1080
- Helligkeit: 3.200lm
- Kontrast: 22.000:1
- Lampenlebensdauer: 4.000h (normal), 10.000h (SuperEco)
- Projektionsverhältnis: 1,49~1,64
- Optischer Zoom: 1,1-fach
- Digitaler Zoom: 0,8 bis 2,0-fach
- Projektionsgröße: 30 Zoll bis 300 Zoll
- Projektionsoffset 116%, +/-5%
- Display-Farben: 1,07 Mrd.
- Trapez: +/-40° (vertikal)
- Betriebsgeräusch: 35dB (normal), 30dB (eco)
- Lautsprecher: 10W-Würfel
- Anschlüsse: 1x HDMI, 1x HDMI-MHL, 2x 3,5mm-Audio, 1x 3,5mm-Mikro
- Maße: 316 x 228 x 104 mm, 2,4kg
Erster Eindruck
Hat man den Beamer aus der schützenden Tüte befreit, sind die glänzenden Flächen noch mit Schutzfolie beklebt. Zieht man die ab, hält man einen schlichten wie edlen schwarzen Projektor in Händen. Besonders gut gefällt dabei die kompakte Abmessung und das geringe Gewicht. Der Kunststoff-Korpus ist dabei in einer gebürsteten schwarzen Optik verziert.
Auf der Oberseite des Beamers sind die Bedienelemente untergebracht. Das zentrale Steuerfeld am hinteren Ende bietet neben dem Power-Knopf ein Steuerkreuz für das Menü, dessen Tasten gleichzeitig die Schnellauswahl für die Trapez-Anpassung sowie „leeres Bild“ und die Tastensperre sind. Außerdem stehen Knöpfe für die Auswahl der Quelle, des Farbprofils und der Favoriten bereit. Rechts davon zeigen drei LEDs den Power-Status und eventuelle Probleme mit der Temperatur oder der Lampe an. Vorne hat man durch eine Aussparung Zugriff auf die beiden Räder für optischen Zoom und Fokus der Linse. Mittig ist weiß der ViewSonic-Schriftzug aufgedruckt und oben rechts findet sich eine Übersicht der wichtigen Features. Die unauffällige Klappe am linken Rand ist Teil von ViewSonics „PortAll“ getaufter Lösung, bei der ein HDMI-Stick wie etwa ein Google ChromeCast unauffällig und gesichert in dem abgedeckten Fach angeschlossen werden kann. So kann der Beamer zur kabellosen Wiedergabe von Streams aufgerüstet werden. Alternativ lässt sich auch jede andere HDMI-Quelle mit dem versteckten Port verbinden.
Die Front ist links von großen Lufteinlässen für eine effektive Kühlung geprägt. In der Mitte ist oben eine unauffällige ViewSonic-Prägung zu sehen und rechts davon ist ein kleines Emblem in Form der drei Prachtfinken als einziges farbiges Detail angebracht. Die rechte Seite wird von der großen Linse eingenommen, deren Fokus-Ring auch über die Front zugänglich ist.
Die Rückseite ist bei unserem Modell nur spärlich mit Anschlüssen bestückt. Als Video-Eingang ist ein HDMI-Port vorhanden. Audio kann entweder über HDMI oder über ein Cinch-Kabel mit 3,5mm-Klinkenstecker eingegeben werden. Darunter gibt es einen separaten 3,5mm-Klinkenport als Mikrofon-Eingang und einen 3,5mm-Klinkenport als Ausgang, an den Lautsprecher angeschlossen werden können. Außerdem sind für Wartungszwecke ein Mini-USB- und ein alter serieller Anschluss vorhanden. Der Stromanschluss für das Kaltgerätekabel befindet sich am unteren Ende.
Auf der Unterseite sind mehrere Gewinde zu sehen, mit deren Hilfe man den Beamer an einer Deckenhaltevorrichtung fixieren kann. Am hinteren Ende sitzen zwei rutschfeste Gummifüße für einen sicheren Stand. Der einzelne Vorderfuß ist ebenfalls gummiert und lässt sich zur Schrägstellung des Beamers bis zu 4cm aus dem Gehäuse drehen. Er wirkt etwas wackelig, erfüllt seinen Zweck aber zuverlässig.
Die handlich kleine Fernbedienung wird mit zwei passenden AAA-Batterien geliefert. Sobald diese unter der rückwärtigen Klappe ihren Platz gefunden haben, ist die Fernbedienung einsatzbereit. Sie bietet oben Power-Schalter und Favoritenauswahl, darunter eine Auswahl der Quelle (mit zwei Tasten für D-Sub, die bei diesem Modell nicht mehr vorhanden sind). Zentral im oberen Drittel findet sich wieder ein Steuerkreuz für das Menü, dieses Mal mit extra Enter- und Exit-Button. Auch die 3D-Funktion hat eine eigene Taste. Auf der unteren Hälfte sitzen einige Tasten zum Emulieren einer Maus-Funktion mit Links und Rechtsklick sowie Hoch- und Runterscrollen. Außerdem gibt es eine Taste für ein Testbild und einen dunklen Bildschirm. Darunter finden sich Tasten für eine Sperre des Tastenfeldes, einen eingeblendeten Minutentimer für Präsentationen, Lautstärkesteuerung, Hilfe und digitaler Zoom sowie Wahltasten für den Stromspar- und Farbmodus.
Einrichtung
(Rauschen und Verzerrung in den Bildern wegen schrägem Fotografieren im dunklen Raum)
Aufstellung:
Bei der Aufstellung bietet sich neben der Platzierung auf dem Tisch auch eine Deckenhalterung an. Die entsprechende Bildeinstellung findet sich im Menü. Auch die Projektion von hinten auf eine lichtdurchlässige Leinwand wird unterstützt. Die Einrichtung geht erstaunlich einfach von der Hand. Man sucht sich den gewünschten Platz zentral und mit einigen Metern Abstand zur Projektionsfläche (Leinwand oder einfach weiße Tapete) und schaltet das Gerät ein. Ein Abstand von 2,5m liefert auf maximaler Zoom-Stufe ein 1,5m breites Bild und 3,5m Abstand ein 2,3m breites Bild. Auffällig ist, dass mit zunehmendem Abstand die Farben etwas weniger knallig werden.
Nun kann der Beamer zurechtgerückt werden, bis das Bild auf beiden Seiten gleich groß ist. Das Bild lässt sich über den ausdrehbaren Vorderfuß an der Unterseite weiter nach oben verschieben. Die resultierende Trapezform bekommt man mit den entsprechenden Tasten auf dem Beamer oder der Fernbedienung in den Griff. Die Scharfstellung funktioniert einfach per Drehung der griffig strukturierten Linsenfassung. Dabei ist es hilfreich, sich direkt an der Projektionsfläche die Pixelränder anzuschauen und deren Schärfe ggf. nachzujustieren. Hinter dem Schärfe-Ring an der Linse sitzt noch ein kleiner Hebel, mit dem man die Bildgröße ein paar Zentimeter optisch zoomen kann.
Anschluss:
Die Anschlüsse des Beamers halten sich im Vergleich zu den teureren Modellen ziemlich in Grenzen. Auf der Rückseite findet sich ein HDMI-Anschluss, an den sich Receiver oder PC und auch MHL-fähige Smartphones als Bildquelle anschließen lassen. Ein zweiter HDMI-Anschluss verbirgt sich in einem verschraubten Fach, wo man einen streamfähigen HDMI-Stick unauffällig verstauen kann. Mit deren Hilfe kann man von beliebigen Geräten im WLAN auf den Beamer streamen. Außerdem kann man ein Stereo-Lautsprecherpaar an die Hinterseite des Beamers anschließen und für Präsentationen gibt es einen eigenen Mikrofonanschluss.
Das blaue OSD-Menü ist in mehrere Reiter unterteilt. Der erste beschäftigt sich mit der Bildform. Seitenverhältnis und Schrägposition können angepasst werden und auch einige monochrome Farbmodi wie „Schul-Tafel“ (Schwarz auf Weiß) stehen zur Auswahl. Der zweite Reiter beschäftigt sich mit den Farben. Hier kann der Farbmodus (Standard, Film, sRGB, max. Helligkeit, Dynamisch) geändert werden und es gibt Einstellungen für Helligkeit, Kontrast und Farbtemperatur. Im Unterpunkt „Erweiterte Einstellungen“ kann man Gamma und die „Brilliant Color“ getaufte Farbsättigung einstellen sowie für jeden Farbkanal R, G, B, und C, M, Y Farbton, Sättigung und Zunahme regulieren. Im dritten Reiter finden sich Einstellungen zur automatischen Quellensuche, dem 3D-Modus, dem Sleep-Timer und der automatischen Einschaltung. Reiter Vier liefert Einstellungen zur Bildausrichtung (auf dem Kopf, hinter der Leinwand) und OSD-Sprache, -position und -dauer sowie Tonsignale. Der fünfte Reiter bietet die Einstellungen für den Lampenmodus mit Anzeige der bisherigen Laufzeit, Wiedergabelautstärke von PC und Mikrofon, einen starken Lüftermodus zur Filterreinigung, einen Höhenmodus für bergige Regionen und Tastensperre für das Beamer-Bedienfeld. Reiter Sechs fasst die wichtigen aktiven Einstellungen zusammen und zeigt die installierte Firmware an.
Praxis
(Rauschen und Verzerrung in den Bildern wegen schrägem Fotografieren im dunklen Raum)
Verbrauch & Lautstärke:
Im abgeschalteten Zustand begnügt sich das Gerät mit sparsamen 0,7W. Beim Hochfahren wird über einen Zeitraum von 60 Sekunden die Lampe aufgewärmt, bis sich der Verbrauch auf 256W einstellt. Für einen dreistündigen Film kann man also Stromkosten von etwa 20 Cent rechnen. Hier beeindruckt die enorme Helligkeit, die auch im nicht-abgedunkelten Raum noch ein gutes Bild an die Wand wirft. Der Lüfter dreht dabei merklich auf, sodass er nur bei lauter Soundwiedergabe untergeht. Bei leiser Wiedergabe und besonders bei Präsentationen ist das konstante Rauschen deutlich zu hören. Die Lebensdauer der teuren Lichtquelle wird in diesem Modus mit 4.000h angegeben, was bei 2h täglicher Nutzung einer Lebensdauer von 5,5 Jahren entspricht. Neben dem „Normal“-Modus gibt es noch den Eco-Modus, der den Verbrauch bei immer noch guter Helligkeit auf 200W reduziert und außerdem das störende Lüftergeräusch auf ein unauffälliges Maß drosselt. Ein dreistündiger Film verbraucht hier Strom für etwa 15 Cent. Dieser Modus soll die Lampenlebensdauer auf 10.000h verlängern, was bei 2h täglicher Nutzung einer Lebensdauer von 13,5 Jahren entspricht. Außerdem gibt es noch den SuperEco-Modus, der den Verbrauch auf sagenhafte 100W zurückfährt, dafür aber selbst im abgedunkelten Zimmer kein schönes Weiß mehr an die Wand wirft. Das Herunterfahren des Beamers dauert 3,5 Minuten und wird mit einem doppelten Piepton quittiert.
Der Beamer beeindruckt besonders mit seiner hohen Helligkeit und den trotzdem guten Kontrastwerten, für die man aber ein abgedunkeltes Zimmer benötigt. So findet sich beim Kalibrieren schnell ein guter Schwarz- und Weißpunkt. Die Farben kommen deutlich rüber, wobei besonders Rot und Gelb mit zunehmendem Abstand zur Projektionsfläche etwas an Knalligkeit verlieren. Details und Schrift werden bei entsprechender Fokussierung präzise und leserlich abgebildet. Die Ausleuchtung ist gleichmäßig, Pixelfehler sind keine zu sehen und auch kleine Farbabstände werden sichtbar wiedergegeben.
Etwas schlechter sieht es bei regelmäßigen Farbverläufen aus, wo sich sichtbare Stufen abzeichnen. Die Reaktionszeit ist dafür sehr gut und auch bei schnellen Bewegungen zeigen sich nur leichte dunkle Schlieren an den Rändern, etwa wie bei einem durchschnittlichen Gaming-Monitor.
So lassen sich Filme im Großformat genießen und auch Multiplayer-Spiele werden zum wandfüllenden Partyspaß.
Ton:
Vom integrierten Mono-Lautsprecher hatten wir uns anfangs nicht viel versprochen, waren dann aber doch positiv überrascht. Neben der Wiedergabe eines angeschlossenen Mikrofons bei Präsentationen kann man sich durchaus Filme bei guter Lautstärke anschauen. Räumlichkeit, Tiefen und Details kommen zwar ziemlich kurz, als Übergangslösung taugt der Lautsprecher aber allemal.
3D:
Für Interessierte bietet der Beamer auch eine integrierte 3D-Funktion mit Shutter-Technologie. Hier werden die Bilder mit 60 Hz (30Hz pro Auge) oder im Bild-sequentillen Verfahren auch mit 120Hz (60Hz pro Auge) an die Wand geworfen. Die erforderliche Shutter-Brille zum wechselnden Abdunkeln von linkem und rechtem Auge ist aber nicht im Lieferumfang enthalten und muss ggf. separat erworben werden.
Fazit
Der ViewSonic PJD7720HD bietet in der Beamer-Einsteigerklasse ein beeindruckendes Nutzungserlebnis. Neben der enormen Helligkeit und den guten Kontrasten begeistert die wohnzimmertaugliche Kompaktheit und schnittige Optik des Geräts. Die Einrichtung ist schnell erledigt, der Fokus ist gut und die Reaktionszeit ist spieletauglich. Der integrierte Lautsprecher eignet sich nicht nur für Präsentationen mit Mikrofon, sondern kann auch als Übergangslösung beim Medienkonsum aushelfen. Außerdem gibt es ein verschraubtes Fach für HDMI-Sticks und man erhält eine praktische kleine Fernbedienung mit vielen sinnvollen Shortcuts im Lieferumfang.
Abstriche gab es nur bei der Lüfterlautstärke im „Normal“-Modus sowie für Farbtreue und Darstellung regelmäßiger Farbverläufe. Hier kann das Gerät nicht mit teureren Beamern mithalten. Außerdem hätten Anschlüsse und Zubehör umfangreicher sein können.
Insgesamt waren wir mit dem 500€ teuren PJD7720HD sehr zufrieden. Für die gelungene Qualität zu dem fairen Preis verleihen wir unseren HardwareInside Gold-Award und unseren Preis/Leistungs-Award. Der Beamer eignet sich nicht nur für Präsentationen, sondern macht auch im Heimkino und bei Party-Games jede Menge Spaß.
Pro:
+ enorme Helligkeit und guter Kontrast
+ deutliche Darstellung und gute Reaktionszeit
+ kompakt und hübsch
+ einfache Einrichtung
+ verschraubtes Fach für HDMI-Sticks
+ integrierter Lautsprecher
+ praktische Fernbedienung
Kontra:
– hohe Lüfterlautstärke (außer im EcoModus)
– Farbtreue schlechter als bei teuren Beamern
– wenig Anschlüsse + keine Kabel im Lieferumfang
Punkte: 8.4/10
Produktlink