Gut zwei Jahre ist es jetzt her, dass AMD den A10-7850K als Flaggschiff der Kaveri-Reihe auf den Markt brachte. Während die Welt sehnsüchtig auf die kommende Zen-Architektur wartet, verkürzt AMD die Zeit bis dahin einigen neuen Kaveri-CPUs, unter ihnen der A10-7860K, dem wir uns in diesem Test widmen. Fast genauso wie der alte 7850K kommt er mit 3,6GHz (4GHz Turbo) auf zwei Modulen für insgesamt vier Threads daher. Allerdings dürfte die von 95W auf 65W gesunkene TDP für einen deutlich sparsameren Verbrauch sorgen. Die integrierte R7-Grafik soll außerdem eSports-Titel wie League of Legends oder Counter Strike: GO spielbar machen, ohne dass man eine teure dedizierte Grafikkarte benötigt. Dementsprechend ist der 100€-Prozessor besonders für Sparfüchse mit moderaten Ansprüchen an die Leistung attraktiv.
Ob der 7860K diesen Anforderungen gerecht wird und was er sonst noch für Überraschungen bereithält, erfahrt ihr auf den kommenden Seiten. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!
Für die freundliche Bereitstellung des Testsamples geht unser besonderer Dank an AMD. Wir hoffen auf eine weiterhin freundschaftliche und ergiebige Zusammenarbeit.
Verpackung und technische Daten
Verpackung außen:
Verpackt sind CPU und Kühler in einer Schachtel im typischen AMD-Schwarz/Rot. Auf der Front findet sich eine hübsche Render-Grafik sowie Titel der enthaltenen AMD-A-Serie in der übertaktbaren Black-Edition mit integrierter GPU. Den genauen Typ A10-7860K und seine Leistung kann man dem Aufkleber auf dem Top entnehmen. An der Seite lässt sich der Prozessor durch ein Sichtfenster bewundern, während gegenüber eine kurze Beschreibung der Eignung für Online-Games und DX-12-Effekte zu finden sind.
Zieht man die Oberseite heraus, findet man CPU seitlich in einer Kunststoff-Schale und daneben den Boxed-Kühler in einer schlichten Pappschachtel. Zwischen den beiden ist noch etwas Luft, sodass man den Karton beim Öffnen nicht zu stark geneigt halten sollte, da der CPU sonst herausrutschen kann. Leider findet sich in der Pappschachtel keiner der neuen Wraith-Kühler, sondern eine kleinere Variante für die Prozessoren mit 65W TDP. Das trübt etwas unsere Vorfreude aus Übertakten, ist aber immerhin schön kompakt. Ansonsten finden sich nur noch ein Flyer mit Kurzanleitung und Garantiebestimmungen und ein kleiner AMD-Aufkleber. Die Wärmeleitpaste befindet sich schon auf dem Kühler.
Technische Daten:
- Sockel: FM2+
- Strukturbreite: 28nm
- Module/Threads: 2/4
- L1-/L2-Cache: 256kb/4mb
- Logische Kerne: 4x CPU, 8x GPU
- Takt/Turbo: 3,6GHz/4GHz
- GPU: R7 (512 Shader, 757MHz Turbo)
- TDP: 45-65W
Leistung
Nachdem wir das System aufgebaut und gestartet hatten, wurden wir zunächst positiv von dem kleinen Boxed-Kühler überrascht. Trotz hoher Drehzahl hält sich der Schallpegel im Rahmen. Es ist zwar ein leichtes Geräusch aus der Nabe zu vernehmen, in einem Gehäuse wird das aber verschluckt. Getestet wurde auf folgendem System:
CPU: AMD A10-7860K
Kühler: Boxed
RAM: 16GB-Kit G.Skill RipJaws-X PC3-10667U CL9
Grafikkarte: integriert
Board: Asus A68HM-PLUS (Unser Test)
SSD: Samsung 850 Evo 120GB
Windows 10 frisch in der Anniversary Edition installiert, Treiber und BIOS auf V. 1702 aktualisiert und der Test konnte losgehen. Zum Vergleich haben wir verschiedene synthetische und praxisnähere Benchmarks sowie Spiele zur Bewertung von CPU und integrierter GPU durchlaufen lassen. Dabei schlug sich das System vor allem in den grafisch nicht so aufwändigen Online-Games sehr gut. Die Ergebnisse reichen natürlich nicht an deutlich teurere Systeme mit dedizierter Grafikkarte heran, sind für einen 250€-PC aber durchaus beachtlich.
Die vier logischen Kerne erreichten im Originalzustand unter Last 3,8GHz und wurden moderate 60°C warm. Unser beschnittenes mATX-Board mit H68-Chipsatz geizte leider stark mit Einstellungen zu Spannungen und Taktraten, aber ein wenig konnten wir bewirken. So konnten wir mit Standard-Spannung und Multiplikator 42 stabile 4,2 GHz erreichen. Das sorgte für leicht bessere Ergebnisse im Cinebench und CPU-Z, brachte für Spiele aber keine messbaren Vorteile. Die maximale Temperatur in Prime95 SmallFFT Run kletterte von 60°C auf 72°C. Dabei blieb der kleine Kühler weiterhin erstaunlich ruhig. Der nächst höhere Multiplikator 43 fror selbst mit angezogener Load Line Calibration in Prime95 ein.
Undervolting:
Hier griffen wir auf den EPU Energy Saver in maximaler Sparstufe und die TDP Regulierung zwischen 45W und 65W zurück. Während EPU keine messbaren Leistungseinbußen zur Folge hatte und die Energieaufnahme unter Last um 2 Watt reduzierte, konnte man die TDP von 65W auf 59W senken, ohne Leistungsabstriche zu verzeichnen. Mit 45W TDP sank zwar die Leistungsaufnahme unter Last beträchtlich, allerdings taktete die CPU nur noch mit 3GHz bis 3,5GHz, was sich in den Benchmarks niederschlug.
CPU-Z ist ein weit verbreitetes Tool zum Auslesen von Prozessor-Infos und verfügt über einen integrierten Benchmark, der Single- und Multicore-Leistung bewertet. Während starkes Overclocking und Undervolting das Ergebnis leicht nach oben bzw. stark nach unten treiben, hat moderates Undervolting keine Leistungseinbußen zur Folge.
Dieser Benchmark ist eine Abwandlung der verbreiteten 3D-Software Cinema 4D und bewertet Leistung von CPU und GPU an Hand von gerenderten 3D-Szenen. Das Ergebnis liegt auf einem Niveau mit 4-Thread-Prozessoren mit ähnlichem Takt. Hier sieht man, wie der CPU-Test vom Overclocking profitiert bzw. bei zu starkem Undervolting einbüßt, während die GPU-Leistung davon unbeeinflusst bleibt.
Bei dem praxisnäheren Benchmark von 3DMark stotterte sich das System mit 5-6FPS zum Ziel. Das hatten wir wegen der hohen Schwierigkeit aber auch nicht anders erwartet. Das Ergebnis bestätigt unserem Testsystem seinen Status als Einsteiger-PC.
Beim Energieverbrauch braucht sich der 7860K nicht hinter der Konkurrenz zu verstecken. Die Messergebnisse ohne Übertakten bescheinigen einen hervorragend geringen Verbrauch sowohl im Idle als auch unter normaler Last. Der Verbrauch kann mit der TDP-Anpassung noch weiter gedrosselt werden, was man aber nicht übertreiben sollte, wenn man keine Leistung verlieren will.
Spiele
eSports:
Da sich dieser Chip ausdrücklich an preisbewusste Online-Gamer richtet, haben wir ihn mit den populären Genre-Vertretern Counter Strike: GO und League of Legends getestet. In Counter Strike wurden mit Full-HD-Auflösung und mittleren bis hohen Details im Schnitt sehr gute 60 FPS erreicht. Vorausgesetzt man hat Kanten- und Texturglättung nicht über x2 angehoben. Auch waren 16GB RAM von Nöten, damit die integrierte Grafikeinheit mit genug Daten versorgt wird. Mit nur 4GB RAM sackte unsere Framerate auf knapp unter 30 in allen Detailstufen. Am besten, man setzt auch auf RAM mit höherer Taktung, was ebenfalls der GPU zu Gute kommt. Das weniger anspruchsvolle League of Legends lief von Anfang an mit zufriedenstellenden 60 FPS, auch mit aktiver Kantenglättung und nur 4GB RAM.
Gelegenheitsspiele:
Da das System auch für Gelegenheitsspieler interessant ist, haben wir mit Broforce und dem aufwändigeren Ori and the Blind Forest zwei populäre 2D-Titel ausprobiert. Während Broforce ohne Probleme auf 60FPS kam, lief Ori mit etwa 40 FPS, wodurch einige der schnellen Animationen ruckelig wirkten.
Aufwändige Spiele:
Anschließend ließen wir das System auf Battlefield 4 als einen leistungshungrigen 3D-Titel los. Hier bekam der Chip schon merklich Probleme und erreichte in Full-HD mit mittleren Einstellungen im Schnitt ruckelige 27 FPS. Auch der Tomb Raider Benchmark erreichte mit minimalen Details in Full-HD nur 33FPS und auf Ultra lediglich 16FPS.
Fazit
Der AMD A10-7860K ist ein wirklich gelungenes Refresh. Deutlich weniger Verbrauch bei gleichem Takt und eine integrierte GPU, die das Spielen vieler beliebter Online-Spiele ohne teure Grafikkarte ermöglicht und das für nur 100€. Außerdem erhält man etwas Potential für Overclocking und Undervolting und nicht zu vergessen einen kompakten und trotzdem leisen Boxed-Kühler.
Im Vergleich zur teureren Konkurrenz ist vor allem die geringe Rechenleistung zu bemängeln. So kam es vor, dass bei der Installation von League of Legends die Auslastung auf 100% stieg und hier und da merkt man, dass der Chip etwas schwach auf der Brust ist. Das ist bei dem Preis aber wirklich zu verschmerzen. Bei der Auswahl des RAMs sollte man darauf achten, dass er groß genug ist und möglichst schnell taktet, da sonst die Grafik-Leistung schrumpft.
Insgesamt bekommt man mit dem A10-7860K Einiges geboten und für Sparfüchse ist der 100€-Chip eine echte Empfehlung. Dementsprechend gibt es von uns einen Bronze- und Preis-Leistungs-Award. Möchte man nicht auf eine rechenstarke Grafikkarte verzichten, so ist der Athlon x4 880K eine Empfehlung, denn er bietet für ebenfalls 100€ mehr Rechenleistung und verzichtet dafür auf eine interne GPU.
Pro:
+ genug Leistung für beliebte eSports-Spiele
+ sehr günstig
+ geringer Stromverbrauch
+ Potential für Overclocking und Undervolting
+ leiser Kühler
Contra:
– verhältnismäßig wenig Rechenleistung
– hohe Anforderungen an den RAM
Score: 6,8/10
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