Corsair ist seit geraumer Zeit dabei, kräftig auf dem umkämpften Gehäuse-Markt mitzumischen. Neben ihren Premium-Modellen bieten sie dabei auch eine Vielzahl günstiger Einsteigergehäuse an, unter anderem die SPEC-Reihe. Mit ihr versucht der amerikanische Hersteller modernes Design und gute Ausstattung auch im Einsteigersegment zu etablieren. Der neuste Ableger und ganz frisch auf dem Markt ist das Corsair Carbide Series SPEC-04, dem wir uns in diesem Test widmen. Klappt die Symbiose aus Design, Ausstattung und günstigem Preis von 70€? Das lest ihr auf den nachfolgenden Seiten. Viel Spaß!
Für die freundliche Bereitstellung des Testsamples und das in uns gesetzte Vertrauen möchten wir uns herzlich bei Corsair bedanken. Wir hoffen auf eine weiterhin so gute Zusammenarbeit.
Verpackung / Inhalt / Specs
Verpackung:
Wie von Corsair gewohnt erhalten wir das SPEC-04 in einem großen braunen Karton. Auf der Vorderseite ist der Gehäuseumriss abgebildet und auf der Hinterseite findet man eine Explosionszeichnung, der man Aufbau und Features entnehmen kann. Beeindruckend ist an dieser Stelle das enorm geringe Gewicht des ganzen Kartons. Wir hoffen, dass nicht zu sehr an der Materialqualität des Gehäuses gespart wurde. Öffnet man die Verpackung an der Oberseite, findet man das Gehäuse in einer transparenten Tüte eingerahmt von zwei stabilen Styroporrahmen. Zum Auspacken empfiehlt es sich, alles vorsichtig nach unten herauszuschütteln.
Inhalt:
In der transparenten Tüte befindet sich das Gehäuse mit abgeklebter Plexiglasscheibe in der linken Wand und eine mehrsprachige Installationsanleitung mit Garantiebescheinigung. Das Gehäusezubehör befindet sich in einer kleinen Pappschachtel in einer der Festplattenschienen. Enthalten sind vier kleine Kabelbinder, ein zusätzlicher Abstandhalter, zehn Mainboardschrauben, 16 flache + 4 gewölbte SSD-Schrauben, 16 Lüfter-Schrauben und sogar vier lange Radiatorschrauben.
Specs:
- Formfaktor: Midi-Tower, ATX, mATX, ITX
- Material: Stahl, Kunststoff
- Maße: 492 x 201 x 433mm
- Max. CPU-Kühler-Höhe: 150mm
- Max. Grafikkarten-Länge: 370mm
- Max. Netzteil-Länge: 225mm
- Lüfter-Slots: 3x 120 oder 2x 140mm Front, 2x 120mm Top, 1x 120mm Rückwand
- Radiator-Mounts: 1x 120/140mm Front, 1x 120mm Rückwand
Gehäuse-Äußeres
Front und Top:
Geprägt wird das Gehäuse besonders durch die futuristische Fraktal-Front, die bei unserem Modell in gelber Akzentfarbe ausgeführt ist. Während der eine Teil geschlossen bleibt, verfügt der andere über ein Mesh-Gitter, das viel Luft durchlässt. Während die Formgebung durchaus beeindruckt, stört die wenig wertige Plastikoptik des Vorbaus. Anders als bei den SPEC-Vorgängern verzichtet Corsair hier auf 5,25-Zoll-Schächte am oberen Rand. Das Frontpanel versteckt sich etwas ungewohnt oben auf der rechten Kante der Front. Hier sitzen von oben nach unten der Power-Schalter, ein USB-3.0- und ein USB-2.0-Port, Klinkenbuchsen für Kopfhörer und Micro und ganz unten ein kleiner Reset-Schalter. Das Gehäusedach ist dagegen sehr unspektakulär ausgeführt. Die plane schwarze Stahloberfläche öffnet sich nur im hinteren Drittel für die beiden Lüfter-Mounts.
Seiten:
Beide Seitenwände werden an der Hinterseite von je zwei Finger-Schrauben gehalten. Die sind nicht aus massivem Metall, sondern es handelt sich um eine kleine Metallschraube in einer Plastik-Fassung. Entsprechend sollte man sie nicht zu stark beanspruchen. Hat man die Folien vor und hinter dem Plexiglas entfernt, hat man freien Blick auf die linke Gehäusewand mit dem großen Fenster. Echtglas ist zwar schöner, steht in dieser Preisklasse aber nicht zur Debatte. Das Plexiglas sitzt auf einem angehobenen Stahlsockel, der aus der planen Wand nach außen getrieben wurde, und ist sicher und knartschfrei eingefasst. Auf der rechten Gehäusewand finden wir symmetrisch dazu die gleiche Ausbuchtung, nur ohne Plexiglas. Bei dieser haben wir eine böse Überraschung erlebt. Die untere rechte Ecke war eingebeult, obwohl die Außenverpackung unbeschädigt war. In so einem Fall wird Corsair das Exemplar austauschen, jedoch spricht dieses Ereignis Bände darüber, wo man bei diesem Gehäuse gespart hat. Die komplette Stahlchassis und die Wände fallen extrem dünn aus. Für den Test haben wir die rechte Wand mit der Hand ausgebeult, jedoch bleiben kleine Beulen an den Kanten zurück.
Rückwand und Boden:
Die Rückwand ist wie der Rest des Chassis schwarz eloxiert. Oben links sitzt die Aussparung für die Mainboard-Blende, rechts daneben der Lüfter-Mount hinter perforiertem Blech. Der Übergang darunter zu den Slots der Erweiterungskarten hatte auch etwas von der Beule abgekriegt und ragte leicht nach außen. Die sieben Slotblenden sind passend in Schwarz gehalten und ihre Enden werden außerhalb des Gehäuses von einer zusätzlichen Schraubmanschette verdeckt. Möchte man Erweiterungskarten umstecken, muss man diese vorher abschrauben. Unter dem Gehäuse sitzen vier große Plastik-Füße, die an ihrer Unterseite jeweils ein rutschfestes Gummi-Pad haben. Zur Rückwand hin wird der Luftdurchlass für das Netzteil von einem Staubgitter verdeckt. Das lässt sich als Schublade nach hinten herausziehen.
Gehäuse-Inneres
Mainboard-Tray:
Der größte Teil des Innenraums wird von dem Mainboard-Tray im ATX-Format geprägt. Die neun Abstandhalter sind bereits in den passenden Löchern, wobei der mittlere eine abstehende Nase hat, die in die Mainboard-Bohrung greift und die Positionierung erleichtert. Die Bohrung für ATX sind mit einem A gekennzeichnet und die für MicroATX mit einem M. Der Tray ist unterhalb des CPU-Sockels ausgeschnitten, sodass man den CPU-Kühler im Gehäuse montieren können sollte. Rechts davon folgt eine kleine Rundung im Blech, die den rechten Wandabschnitt 5mm weiter nach vorne versetzt. Das sieht cool aus und gibt dem Kabelmanagement mehr Platz, überbreite Mainboards wie ein Asus Maximus Extreme passen dadurch aber nicht mehr in dieses Gehäuse. In der Rundung gibt es zahlreiche Aussparungen zur Kabelführung, die aber leider alle nicht gummiert sind. Dementsprechend sollte man seine Kabel nicht zu kräftig hindurch ziehen.
Kühlvorrichtungen:
Durch die kompakte Auslegung passen zwar einige Lüfter, Radiatoren hat Corsair allerdings für die Budget-Klasse weniger im Sinn gehabt. In die Front passen zwei 120mm- oder 140mm-Lüfter oder auch ein 120mm/140mm-Radiator. In der Decke gibt es Mounts für zwei 120mm-Lüfter und in die Rückwand passt ein dritter oder ein 120mm-Radiator. Beim Kauf vorinstalliert ist ein einzelner transparenter 12cm-LED-Lüfter in der Front.
Gehäuseboden:
Am Boden sitzt nach hinten die Aussparung fürs Netzteil. Das darf mit 22,5cm nicht übertrieben lang sein, liegt aber immerhin auf vier dämpfenden Gummi-Ringen. Nach vorne sitzt der modulare Festplattenkäfig für drei 3,5-Zoll-Laufwerke. Die werden mit Hilfe der eingehängten Kunststoffschienen eingespannt und gleichzeitig entkoppelt. Theoretisch würde auch noch ein viertes Laufwerk passen, aber dafür fehlt die passende Kunststoffschiene. Entfernt man den Festplattenkäfig über die beiden Schrauben von der Gegenseite, kann man einen 240er oder 280er Radiator in der Front oder auch ein längeres Netzteil verbauen.
Tray-Rückseite:
Von der anderen Seite sieht man, dass Corsair sich viele Gedanken um die Kabelverlegung gemacht hat. Es gibt jede Menge Kabeldurchlässe und entlang der Hauptstränge sitzen kleine Ösen für Kabelbinder. Der Festplattenkäfig ist nach hinten offen, sodass man die Laufwerke bequem von hier aus verkabeln kann, und direkt darüber sitzen zwei Mounts für 2,5-Zoll-SSDs. Der Kabelstrang des Frontpanels ist durchgängig Schwarz gehalten und bereits mit zwei Kabelbindern fixiert.
Praxis
Testsystem:
- CPU: AMD FX-8370E, 8x 3.30GHz
- CPU-Kühler: Arctic Freezer A11
- Mainboard: ASRock 970 Extreme4, Sockel AM3+
- RAM: 16GB Crucial DDR3-1600
- Grafikkarte: XFX Radeon RX 480 RS 8GB
- SSD: Crucial MX300 525GB
- Festplatte: 1TB Toshiba DT01ACA SATA III
- Netzteil: 500W be quiet! Sys. Power 80+ Silber
- Gehäuse: Corsair Carbide Series SPEC-04
Einbau:
Nach der Rundum-Begutachtung geht’s ans Einbauen. Das haben wir mal in einem kleinen Zeitraffer-Video für euch aufgezeichnet:
Beim Einfügen der Slotblende macht das dünnen Gehäuse-Blech Probleme, die man mit etwas Fingerspitzengefühl lösen kann. Das Mainboard findet gut auf die Abstandhalter und hat relativ viel Platz zur Slotblende hin. Beim Festschrauben passiert dann eins der kritischsten Probleme vieler günstiger Gehäuse. Die Schraube braucht beim Anziehen so viel Kraft, dass sich der Abstandhalter löst und mitdreht. Das bedeutet noch mal alles ausbauen, Abstandhalter von der Schraube lösen und mit einer Zange festdrehen. Bei der Netzteilmontage muss man darauf achten, dass es bei diesem Gehäuse von allen vier Seiten von einer Schiene geführt wird, in die man es entsprechend einpassen muss. Die Montage von Festplatte und SSD verläuft problemlos. Die Kabel lassen sich gut auf die Rückseite legen, da wir allerdings ein Netzteil ohne Kabelmanagement haben, wird es dort eng. Die vielen Öffnungen ermöglichen eine gute Kabelführung, jedoch vermissen wir die Gummierung. So ist beim Durchziehen immer Vorsicht geboten. Besonders ärgerlich ist an dieser Stelle, dass das Mainboard nach oben fast mit der Gehäusedecke abschließt und man das CPU-Stromkabel nur von der Seite über das Board führen kann. Durch diese Positionierung ist der CPU-Sockel auch so weit in der Tray-Aussparung verschoben, dass sich die Backplate des Kühlers nicht im Gehäuse montieren lässt. Zum Schluss ist es schwierig, den Kabelwulst so zurechtzurücken, dass er unter die Ausbuchtung der rechten Gehäusewand passt, zumal das dünne Blech der Wand sich gerne verzieht. Nachdem endlich alles geschlossen ist, stellt zumindest die Optik der Hauptkammer zufrieden.
Praxis:
Wenn man das Gehäuse keinen allzu großen Belastungen aussetzt, schlägt es sich im Alltag gut. Die Optik mag zwar nicht mit der Premium-Klasse mithalten können, macht aber deutlich mehr her, als ein Office-Gehäuse und auch als viele der ähnlich teuren Konkurrenten. Was Lautstärke und Kühlung angeht, hat das Gehäuse mit seiner kompakten Bauweise zu kämpfen. Unser Testsystem war vorher im merklich größeren Corsair Carbide 300R Window verbaut, wo im Idle die CPU bei 32°C und die GPU bei 39°C lag, was in einer Lautstärke von 38dBa in 10cm Abstand zum Gehäuse resultierte. Im Carbide Series SPEC-04 messen wir für die CPU 38°C, für die GPU 42°C und 39dBa 10cm neben dem Gehäuse. Unter Volllast mit Prime95 Small FFTs und Furmark Burn-In Test lagen die Werte im alten Gehäuse für die CPU bei 63°C und die GPU bei 72°C mit einer Lautstärke von 49dBa. Das verschlechtert sich im kleinen SPEC-04 noch deutlicher auf eine CPU-Temperatur von 68°C, GPU bei 75°C und einer Lautstärke von 51dBa. Hier sorgt die enge Bauweise und nur ein vorinstallierter Lüfter für weniger Airflow, was sich in höheren Temperaturen und entsprechend lauteren CPU- und GPU-Kühlern bemerkbar macht. Das ist zwar nicht schön, kritisch wurden die Werte aber zum Glück nicht.
Fazit
Mit dem Corsair Carbide Series SPEC-04 setzt Corsair seine Einsteiger-Serie konsequent fort. Die gradlinige Front und die 5,25-Zoll-Schächte fallen weg, dafür gibt es jetzt futuristische Dreiecke und zumindest für kleine Wasserkühlungen Mounts. Dabei beeindruckt das sehr leichte und kompakte ATX-Gehäuse mit der komplett schwarz eloxierten Chassis, dem großen Plexiglas und der modernen Formgebung. Im Innern gibt es massig Kabeldurchlässe, einen modularen entkoppelten Festplattenkäfig und extra Mounts für zwei SSDs.
Leider hat sich Corsair unserer Meinung nach zu stark auf Optik und Preis konzentriert, was zu einer ganzen Reihe von Problemen führt. Das Schwerwiegendste ist das enorm dünne Stahlblech des Chassis, das größeren Belastungen nicht standhält. Außerdem hatten wir Ärger mit einem lose drehenden Abstandhalter und mussten wegen der nicht gummierten Kabeldurchlässe viel Vorsicht walten lassen. Durch den fehlenden Abstand zwischen Mainboard und Gehäusedecke muss das CPU-Stromkabel unschön über das Mainboard geführt werden und der Tray-Ausschnitt unter dem CPU-Sockel reichte bei uns leider nicht für eine Montage der Kühler-Backplate im Gehäuse. In der Praxis sorgt der eingeschränkte Airflow für höhere Temperaturen im Innern.
Unterm Strich ist das Corsair Carbide Series SPEC-04 ein Gehäuse, dass besonders Optik-bewusste Käufer mit kleinem Geldbeutel anspricht. Wenn sie beim Einbau Vorsicht walten lassen, werden sie mit dem Gehäuse auf ihre Kosten kommen. Daher gibt es von uns den Preis/Leistungs-Award. Gehobene Ansprüche kann das Gehäuse allerdings nicht erfüllen.
PRO
+ günstiger Preis
+ für die Preisklasse starke Optik
+ kompakt und sehr leicht
+ viele Kabeldurchlässe
+ modularer Festplattenkäfig
+ extra SSD-Mounts
CONTRA
– zu dünnes Blech
– Abstandhalter nicht fest genug
– Kabeldurchlässe nicht gummiert
– kein Platz über dem Mainboard
– eingeschränkter Airflow
3 Kommentare
Schöner Test :nice:
Ich habe auch ein Cosair, ein 400C und dort ist der Platz zwischen Mainboardoberkante und Gehäuse auch sehr sehr knapp.
Aber P/L bei den Carbide Gehäusen ist klasse.
Habe auch das 400C, könnte größer sein, bin aber sehr zufrieden mit der Qualität und dem Design. Ich mag an sich auch kompakte Sachen.
Video ist jetzt online 😉